19.01.2025: Bedrohung, NS-Verherrlichung & rechte Gewalt in Bookholzberg (Ganderkesee)

[Bedrohung, NS-Verherrlichung & rechte Gewalt]

NWZonline schreibt:Das Profilbild auf Facebook sagt viel aus über den Mann, der mit seinem Verhalten den Ganderkeseer Ortsteil Bookholzberg (Landkreis Oldenburg) in Angst und Schrecken versetzt. Der 34-Jährige trägt auf dem Foto Boxhandschuhe und steht mit freiem Oberkörper in einem Ring, sein Gegner liegt in der Ecke – dazu der Schriftzug: „Die Grünen? Nein danke!“

Hitlergruß, Hassparolen, Hiebe

Wie gefährlich der Mix aus politischer Gesinnung und Bereitschaft zu körperlicher Gewalt sein kann, zeigt ein Vorfall vom 19. Januar: An dem Tag griff mutmaßlich dieser Mann drei Wahlkampfhelfer von Bündnis 90/Die Grünen an, als diese Wahlplakate der Partei anbrachten. Dabei soll der Angreifer verfassungsfeindliche Parolen gegrölt und den Hitlergruß gezeigt haben.

Vorfall in Ganderkesee: Diese Aufnahme zeigt den Polizeieinsatz nach dem Angriff auf Wahlkampfhelfer der Grünen. Bild: Privat

Nach Informationen unserer Redaktion handelt es sich bei dem Täter um denselben Mann, der beim Schützenfest in Bookholzberg am 7. Juli 2024 erst nationalsozialistische Parolen äußerte sowie den Hitlergruß zeigte und später die Zeugen attackierte, die den Vorfall dem Sicherheitsdienst gemeldet hatten. Auch in die Schlägerei zwischen rivalisierenden Fußball-Hooligans am Delmenhorster Bahnhof vom 7. Dezember soll der Mann involviert gewesen sein.

Auf Nachfrage wollten weder Staatsanwaltschaft noch Polizei die Zusammenhänge bestätigen. Die Behörden gaben lediglich preis, dass die Ermittlungsakten zu den ersten beiden Fällen noch nicht vorlägen (Staatsanwaltschaft) und für das Verfahren der Staatsschutz zuständig sei (Polizei). Der 34-Jährige selbst ließ eine Anfrage über Instagram unbeantwortet – stattdessen blockierte er das Nutzerprofil unserer Redaktion.

Es herrscht ein Klima der Angst“

In der Gemeinde Ganderkesee und speziell dem Ortsteil Bookholzberg ist der Mann für seine Taten längst bekannt. Einige Menschen, die dort in unterschiedlichen Bereichen tätig sind, berichten zudem unabhängig voneinander von wiederkehrenden Drohgebärden wie etwa der „Kopf-ab-Geste“. „Zurückliegende Vorfälle und seine latente Bereitschaft zu körperlicher Gewalt führen dazu, dass ein Klima der Angst herrscht“, sagt ein Einwohner, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte.

Ein anderer erhebt den Vorwurf, dass der 34-Jährige unberechenbar sei und er ihm deshalb aus dem Weg gehe, wo immer er auf den Mann trifft. Außerdem soll es gerüchteweise Menschen geben, die eine Anzeige gegen den Mann in der Vergangenheit wieder zurückgezogen hatten, weil sie sich vor dessen Konsequenzen fürchteten. Entsprechende Vorgänge konnte die Polizei allerdings nicht bestätigen.

Strafe nach Vorfall in Oldenburg

Was allerdings belegt ist: Die Behörden haben den Mann nicht erst seit den jüngsten Vorfällen auf dem Schirm. Der 34-Jährige ist eine feste Größe in der Bremer Hooligan-Szene, die befreundet ist mit Hooligans von Rot-Weiß Essen. Als der Verein im Herbst 2022 beim VfB Oldenburg spielte, war auch der Ganderkeseer vor Ort. Auf einem Foto nach dem Spiel zeigt er in die Kamera schauend den Hitlergruß – die Folge waren Ermittlungen und eine Geldstrafe.

Hooligans in Bremen: Der Mann aus Ganderkesee trägt ein T-Shirt der rechtsextremen Fan-Gruppierung „Standarte Bremen“. Bild: Screenshot Instagram

Belegt sind außerdem Verbindungen zu Mitgliedern der ehemaligen Hooligan-Gruppierung „Standarte Bremen“, die sich 2015 wahrscheinlich wegen drohender strafrechtlicher Konsequenzen aufgelöst hatte. In einem Fitnessstudio südlich von Delmenhorst hat der Mann in der Vergangenheit zudem nicht nur seine Kampfbereitschaft trainiert, sondern auch Kontakte zu rechtsextremen Hooligans geknüpft.

Freundschaft mit AfD-Mitarbeiter

In diesem Zusammenhang war der Mann auch immer wieder im Umfeld der Delmenhorster Fangruppierung „Block H“ zu sehen, der Verbindungen zum Rechtsextremismus nachgesagt werden. Auf Bildern und über Social-Media-Likes fällt dabei die Nähe des 34-Jährigen zum ehemaligen CDU-Kommunalpolitiker Bülent Büyükbayram auf, ebenfalls Anhänger von Block H und bekannt wegen eines Skandals um eine Nazi-Sexpuppe.

Die Verbindungen des Ganderkeseers in die Politik reichen angeblich sogar bis nach Berlin: Der Mann soll mit Mario Müller befreundet sein. Müller, in Harpstedt (Landkreis Oldenburg) aufgewachsen, gilt als einflussreicher Protagonist der Identitären Bewegung. Er ist Mitarbeiter eines AfD-Bundestagsabgeordneten und nahm Ende 2023 an dem Treffen in Potsdam teil, bei dem es unter anderem um millionenfache „Remigration“ ging.“

Quelle/Bildrechte: https://www.nwzonline.de/blaulicht/hooligan-in-ganderkesee-bookholzberg-hitlergruss-angriff-gruenen-wahlhelfer_a_4,1,3811496576.html /Privat/Bildschirmfoto Instagram